Nach dem erfolgreichem Auftreten der Moabiter Athleten bei Croatia im Landespokal, geht es endlich wieder los mit Ligaalltag! Für mich ist es schwer zu glauben, dass die unnötige Länderspielpause nur eine Woche für sich beansprucht hat – vom Gefühl her war ́s ein Monat. Doch die Vorfreude auf den Abstiegskrimi im Poststadion ist getrübt, es fällt mir schwer, an das ferne Meuselwitz zu denken.
Grund dafür ist die aktuelle Gewalteskalation im Nahen Osten, eine vierstellige Zahl an zivilen Opfern auf beiden Seiten wirft auch die Frage auf, ob es zu einer Schweigeminute kommt. Befremdlich wirkt der Gedanke auf mich, die aktuellen Ereignisse in Israel und Palästina für die Zeit des Fußballs auszublenden. Weil es für viele Akteure im Berliner Fußball auch gar nicht geht.
Während das Spiel SD Croatia – BAK nach einem Dreierpack von Oliver Schindler in die Kabinen geht, verbringen die Zuschauenden beim 7. Ligisten Stralau die Halbzeitpause unter Polizeischutz, da der Gegner TuS Makkabi aufgrund der berechtigten Angst vor Diskriminierung und Gewalt nicht anders spielen kann. Am Freitag zuvor traute sich die Herrenmannschaft nicht zu trainieren, da die Hamas zu Gewalt gegen Jüdinnen und Juden aufrief.
Ohne eine politische Kontroverse aufzureißen muss es jedoch auch möglich sein, neben der entschlossenen Verurteilung von Terrorismus durch die Hamas, auf das geltende Völkerrecht zu verweisen. Da es handfeste Beweise gibt, beispielsweise durch unabhängige Organisationen wie Human Rights Watch, dass Israel bei seiner militärischen Reaktion das Völkerrecht nicht einhält, erachte ich es als wichtig an, solidarisch mit der Zivilbevölkerung in Palästina zu sein.
Wo die Grenze ist, zwischen Solidarität mit der Zivilbevölkerung und Unterstützung von Terrorismus, ist politisch derartig heikel aufgrund der unbestreitbaren Schuld Deutschlands und kann daher auch nicht hier geklärt werden.
Es gibt prominente Beispiele von Fußballern, die bei diesem Thema klar Stellung beziehen, wie Mazraoui (Bayern), Laidouni (1.FC Union), Gjasula (Darmstadt 98) oder Anwar El Ghazi (Mainz 05). Da diese genannten Bundesligaspieler nicht die gleiche Meinung haben, nicht das gleiche gepostet haben und nicht die gleiche Reaktion von Öffentlichkeit, Medien und Verein erhalten haben, ist es wichtig, sie nicht in die gleiche Schublade zu stecken.
Auch beim multinationalen Kader vom Berliner AK gab es eine Handvoll Spieler, die ihre Meinung in den sozialen Medien gepostet haben. Gerade in diesen Zeiten muss das Engagement gegen Antisemitismus und der Kampf für Meinungs- und Versammlungsfreiheit als essentiell für ein gutes Miteinander angesehen werden. Denn wer für zivile Opfer einer bestimmten Ethnizität weniger empfindet, als für Menschen eines anderen Volks, die nur wenige Kilometer entfernt wohnen, ist ganz sicher irgendeiner Art von Propaganda verfallen.
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