1977. Krieg der Sterne. Laserschwerter, Raumschlachten, Blaster, mysteriöse
Zauberer und furchteinflößende Technologien.
Damit wurde eines der größten Filmuniversen aller Zeiten gestartet, doch wurde
nicht nur weiter, sondern auch nach hinten erzählt, sodass ein großer Nachteil und
ein noch größerer Vorteil entsteht. Zu Letzterem lässt sich sagen, dass aufgrund der
(mittlerweile) 9 Hauptfilme ein Fundament besteht, wo sich zwischen den
Ereignissen weitere erzählenswerte Abenteuer befinden, welche durch „Spin-off“
Serien den Zuschauer erreichen.
Dadurch können sich Star Wars Serien in der weit, weit entfernten Galaxis frei
bewegen und decken damit die spannendsten Storys ab. Das Marvel Cinematic
Universe sieht sich hingegen gezwungen, chronologisch weiter zu erzählen und sich
dabei immer wieder zu übertrumpfen, jedoch ist es schwierig, interessiert zu bleiben, wenn
schon wieder das Universum in Gefahr ist.
Andor ist eine der aktuellsten Star Wars Serien – ein Prequel zu Rogue One, was
wiederum ein Prequel zum ersten Star Wars Film ist (also den 4.), wobei dieser
bereits durch die Prequel Trilogie ergänzt wurde, in welcher auch mittendrin eine Animationsserie spielt (The Clone Wars), zu der hingegen eine Sequel Serie veröffentlicht wurde (Star Wars Rebels), diese spielt so ungefähr während Andor – noch Fragen?
Doch bei Andor geht es nicht um den „Sequel-Prequel-Spin-off“ Kram, sondern viel
mehr um Charaktere. Keine Laserschwerter und Raumschlachten sind hier präsent,
jedoch Politik, Philosophie und Ideologien. Kein „Gut und Böse“, dafür Grautöne ohne
Ende! Keine gesichtslosen Sturmtruppler als Antagonisten, sondern Individuen mit einer
Geschichte.
Die titelgebende Person kann man nicht als beliebt unter Fans bezeichnen, es wird
deutlich, dass die Serie eine Story zu erzählen hat, einen Plot, der Lust auf mehr
macht. Bei Boba Fett, Obi-Wan Kenobi und Ahsoka Tano handelt es sich eindeutig um
Fanlieblinge und daraus resultieren Probleme. Die Ahsoka
Serie wird ab August veröffentlicht, doch
lassen sich bereits die gleichen Schwierigkeiten erkennen.
Bei Boba Fett und Kenobi leiden nicht nur Plot und Charaktertiefe unter dem
allgegenwärtigen Fanservice, sondern auch merkwürdigerweise visuelle Effekte. Viel
zu häufig ist der Wille, aus dem Fan einen Juchzer rauszulocken, größer als die
Herausforderung, eine anspruchsvolle Geschichte zu erzählen.
Politik ist in Star Wars zwar nichts Neues, jedoch verhilft das Storytelling von Andor zu
einer weiteren politischen Tiefe, da die Serie mehrere ideologisch spannende Figuren
aufzuweisen
hat. Am wichtigsten ist jedoch, dass die politischen Aspekte nicht so
aufdringlich in den Vordergrund gestellt
werden, wie vormals in der Prequel Trilogie,
wo dies den ein oder anderen Zuschauer genervt hat.
In Andor kommen Terroristen, Faschisten und Autokraten, radikale und gemäßigte
Rebellen vor, hauptsächlich jedoch Charaktere, die allesamt eine politische
Weiterentwicklung durchleben. Besonders hervorzuheben ist die Entfaltung des
Konflikts zwischen dem Imperium und den Rebellen, kein simples „Gut vs. Böse“,
viel mehr interessante Charaktere mitsamt interessanten Positionen. Dadurch entsteht
eine Weiterentwicklung des Star Wars Universums durch Andor, dies war bei Boba
Fett und Kenobi nicht der Fall, die Ahsoka Serie hat aus objektiver Betrachtung
ebenfalls keine hohen Chancen, eine ähnliche Auswirkung auf Star Wars zu haben
wie Andor.
Auch
daher dürfte die Serie, die mit einer finalen zweiten Staffel beendet
wird, eines der besten Star Wars
Projekte in absehbarer Zeit werden.
Dennoch sollte jedem bewusst
sein, dass sich Andor zwar von klassischen Star Wars Serien
abhebt und mehr politische Komponenten integriert, alles in allem jedoch eine
Science Fiction Serie ist, wobei auch häufig Elemente des Thriller- und Action-Genres
auftauchen. Für die einen ist das ein Defizit, für andere ein Muss, für alle gilt jedoch: Andor ist und bleibt sehenswert.
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