Bei St. Pauli herrscht die Unzufriedenheit

Der vermasselte Jahresabschluss trübte die Gesichter beim FC St. Pauli, durch das 1:1 gegen Wehen Wiesbaden musste man die Herbstmeisterschaft an Holstein Kiel abgeben. Doch während sich der Gastgeber nicht mit diesem Ergebnis zufrieden geben wollte, war ausgerechnet ich, ein bekennender Sympathisant der Kiezkicker, zufrieden.
Die Erfahrungen, die ich am Millerntor gesammelt habe, sind auf jeden Fall berichtenswert. Denn nur für dieses Spiel bin ich nach Hamburg gefahren. Nach einigen Verwirrungen und Komplikationen befand ich mich dann im Pressebereich, wo ich mich nicht nur mit anderen Journalisten austauschen konnte, sondern auch eine gute Sicht auf das Spielfeld besaß.
Die Hausherren begannen erwartungsgemäß dominant, Einbahnstraßenfußball. Wehen Wiesbaden zeigte sich in der 1. Halbzeit kein einziges Mal in der Offensive, St. Pauli hingegen verpasste es, in Führung zu gehen. Die Chancenverwertung der Spieler von Fabian Hürzeler ist ein Thema, welches immer wieder in dieser Hinrunde thematisiert wurde. Anfangs der Saison gab es drei 0:0-Spiele hintereinander, doch seit dem 5:1 gegen den jetzigen Tabellenführer Kiel war die Torausbeute erst einmal kein Thema mehr.
Das hat sich in den letzten Spielen geändert, nur 1 Sieg aus den letzten 5 Spielen in der 2. Bundesliga. Zu oft wurde der Sack nicht zugemacht und damit der Gegner unnötig am Leben gehalten, zuletzt in Osnabrück (1:1), aber auch im Derby gegen den HSV (2:2). Bei den letzten Siegen gegen Homburg im Pokal, stand es recht lange noch 1:1 (am Ende 4:1), beim Auswärtsspiel in Rostock war es gegen Ende noch knapp (3:2 gewonnen).
Aber kurz nach der Pause erzielte der Spieler der Hinrunde, Marcel Hartel, das 1:0. Die Erleichterung war im Stadion deutlich zu spüren. Der Support fand schließlich erst nach 12 Minuten statt, Grund dafür ist die Entscheidung der DFL pro Investor. Das gefällt der linken Fanszene ganz und gar nicht, die grundsätzlich antikapitalistische Positionen haben und sich gesellschaftspolitisch engagieren. Von Wiesbaden kam weiterhin nichts, St. Pauli drückt auf das zweite Tor. Die Chancen sind gut, aber nicht gut genug, Wehens Torwart Stritzel wurde vom Kicker als Spieler des Tages ausgezeichnet.
In der 80. Minute erfolgte der Warnschuss des eingewechselten Iredale, einige Minuten später der Ausgleich. Anschließend probierte die Elf von Hürzeler noch einmal alles, doch die unkontrollierte Schlussphase entsprach gar nicht der Spielweise des Trainers. Der 30-jährige Trainer setzt viel auf Spielkontrolle, war dementsprechend unzufrieden mit der Spielweise und dem Ergebnis. „Es ist zu spüren, dass alle eine gewisse Unzufriedenheit haben", sagt Hürzeler auf meine erste Frage in der Pressekonferenz.
Die saß auch beim Kapitän Irvine tief, schließlich spielte er den entscheidenen Fehlpass vor dem Ausgleich. Er entgegnete mir auf die Frage, ob es auch positiv zu sehen sei, dass der Druck weniger auf St. Pauli lastet, da sie nicht mehr Erster sind, dass die Mannschaft gerne diesen Druck verspürt. Daher wolle man auch alles dafür tun, dass man recht bald wieder von der Tabellenspitze grüßt.
Damit wurde auch die kleinste Positivdeutung des Spiels kaltgestellt, für mich war es jedoch eine tolle Möglichkeit, mit allen Beteiligten zu sprechen. Fabian Hürzeler wirkt in seinen jungen Jahren schon sehr professionell und anspruchsvoll, Jackson Irvine sehr nahbar. Auch andere Spieler wie Elias Saad, Marcel Hartel oder Oladapo Afolayan bekam ich zu Gesicht. Daher konnte ich recht gut mit dem ganzen Tag leben und war letztenendlich auch zufrieden.


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