kritische Orientierung an der FU

Viel kritische Orientierung, wenig Zeit

Die Kritischen Orientierungswochen an der FU sind vorbei. Doch neben Lob und Dankbarkeit gibt es auch Kritik und Verbesserungsvorschläge. Ein persönlicher Erfahrungsbericht von Fridolin Haagen.

Ein voller Terminkalender: Die KOrFU umfassen mehrere Veranstaltungen pro Tag. Grafiken: KOrFU_Berlin (Instagram)

Vielen Erstis dürfte es so ergangen sein wie mir: Der erste Tag an der Uni vergeht mit enorm viel Input. Nicht nur muss ich mich in Gebäudekomplexen zurechtfinden, die größer als die Heimatstadt meiner Großeltern sind, auch bekomme ich sofort einen Rucksack mit zwei Dutzend Flyern in die Hand gedrückt. Neben der OSI-Zeitung finde ich dann das Programmheft der KOrFU und bin begeistert. 

Im Stress der Orientierung

Ich markiere mir bis zu drei Termine an jeweils einem Tag. Geschafft habe ich es letztendlich nur zu einem Bruchteil. Denn über die KOrFU-Veranstaltungen hinaus finden ja noch weitere Einführungsveranstaltungen, Kneipenabende und sonstige Termine statt. So hätte ich mir eine Entzerrung der zwei eng gepackten Kritischen Einführungswochen auf ein oder zwei Monate gewünscht. Da viele sich in ihrem ersten Semester zunächst zurechtfinden müssen, kommt das inhaltliche Programm der KOrFU schnell zu kurz. Das Angebot ist schließlich primär an Erstis gerichtet, doch auch andere Studierende können durchaus auf ähnliche Zeitprobleme stoßen.

Spannende Perspektiven

Die Veranstaltung „Kritik der Polizei: Analyse einer ambivalenten Organisation” hat dann doch noch in meinen Terminkalender gepasst. Und diese ist nicht nur inhaltlich höchst spannend, sondern durch den Referenten sehr kompetent und argumentativ stark vorgetragen. Im Galilea sitzen Erstis und Studierende aus höheren Semestern in einem großen Stuhlkreis und hängen gebannt an seinen Lippen. Interessanterweise wirkt der Referent, der von außerhalb der FU kam, auf mich so als läge ihm viel daran, niemandem auf den Schlips zu treten. Teils laufen seine Argumente auf wesentlich stärkere Schlussfolgerungen hinaus als die zum Ende tatsächlich Vorgetragenen. Ich halte es jedoch auch für lobenswert, einen informativen anstelle eines rein meinungsbildenden Vortrags zu halten. 

Das Engagement und die Leidenschaft des Veranstaltungsteams haben mich definitiv beeindruckt, zudem ich keine politische Agenda abseits eines progressiven Konsenses und dem Vorhaben, Studierende zu vernetzen, ausmachen kann. Gerade weil diese Vernetzung im Studierendenleben essenziell ist, bieten die Veranstaltungen von theoretischen Vorträgen bis hin zu Cocktailabenden viel.

Dennoch bleibt für mich die Frage, wie es nach dem Programm der Einführungswoche weitergeht. Doch fern dieser Einschränkung sind die Veranstaltungen inhaltlich ausschließlich gelungen. Auch eine Stadtführung über die 68er-Bewegung hat mir gut gefallen. Allgemein kann ich sagen, dass die Erstis in politischer Sicht im Rahmen der KOrFU sehr gut in das Uni-Leben eingeführt wurden.


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