Gedanken zum Nahostkonflikt

Eigentlich beschäftige ich mich mit einer Reportage über TuS Makkabi Berlin, Berliner Oberligist, jüdischer Verein in einem teils antisemitischen Sport – Fußball. Nicht nur kommen in regelmäßigen Abständen Antisemitismus - Vorfälle gegen Menschen des Vereins in die Medien, auch die derzeitige Situation macht es für den Verein sehr schwer. Zuerst meldet sich der Club aus dem Liga- und Pokalbetrieb ab, dann spielten sie unter Polizeischutz ihr Pokalauswärtsspiel. Der Turn- und Sportverein gewann den Wettbewerb zuletzt, konnte daher als erster jüdischer Verein im DFB-Pokal teilnehmen, spielten gegen Bundesligist Wolfsburg. Viele Menschen in Berlin waren begeistert und anwesend im Mommsenstadion, wie auch meine Freunde und ich als Nicht-Juden. Denn der Verein möchte unterschiedliche Religionen und Kulturen zusammenbringen, über ein Dutzend Nationen sind in dem Kader der Herrenmannschaft zu finden.
Dann kam die Zäsur, direkt nach dem brutalen Massakern der Hamas Terroristen, umgehend solidarisierte sich der Verein mit Israel. Diese Taten muss man nicht nur wegen der Grausamkeit, sondern gleichermaßen aufgrund der Ideologie verurteilen.
Es ist absurd das zu sagen, aber dieser Satz ein wenig nervt, trotz der unbestreitbaren Relevanz und der gegebenen Tatsachen. Zwar erscheinen diese nichtigen Befindlichkeiten des Autors irrelevant, doch macht das hier nicht die Problematik aus. Vielmehr wird durch dieselben Phrasen, wie “völkerrechtswidriger Angriffskrieg”, bei den Menschen eine Gleichgültigkeit erzeugt, da diese Reputation zu einer Ermüdung führt.
Dieses Phänomen wird salvatorische Klausel genannt, ein Begriff, den ich bis eben auch nicht kannte. Der lateinische Ursprung salvatorius bedeutet „bewahrend“, „erhaltend“. Doch wenn es um Menschenrechtsverletzungen, Terrorangriffe oder Kriege geht, wird man dem mit so einer immer wiederkehrender Klausel nicht gerecht. Da die Wirkung in der Bevölkerung rapide abnimmt und damit auch die Solidarität. Besonders unglücklich erscheint es mir, wenn Kritik an der Ukraine oder Israel erscheint. Aus Reflex wird zunächst eine salvatorische Klausel eingebaut und anschließend daran die Kritik formuliert. Das Mitgefühl kommt hierbei zu knapp.
Grundsätzlich habe ich die starke Befürchtung, dass die politische Diskussion hierzulande in dasselbe Muster wie die Aussagen der gesellschaftlichen Linke zum Krieg in der Ukraine annehmen. „Putin ist der Aggressor in diesem Krieg, aber die NATO...“ „Ich gegen die Tötung von Zivilisten im Gazastreifen, aber...“.
Teilweise wird das in Kauf nehmen von getöteten palästinensischen Zivilistinnen nicht einmal mehr in Frage gestellt, wie die Lanz Sendung vom 12. Oktober bemerkenswert unter Beweis stellte. Nicht einmal die aus der Bibel kommende Philosophie "Auge um Auge“ kann die Billigung tausender palästinensischer Toten legitimieren. Die Realität ist, dass ein Frieden von jetzt auf gleich nicht möglich ist, sondern weitere tausende Unschuldige sterben werden, wahrscheinlich auf beiden Seiten. Die Gefahr ist, dass die kriegerische Auseinandersetzung im Nahen Osten einen Weg eingeschlagen hat, auf dem ein friedliches Miteinander in dieser Generation unvorstellbar scheint.
Gleichzeitig ist das Szenario von einer Welt ohne israelischen Staat dermaßen beängstigend, dass das Beharren auf ein Existenzrecht Israels essentiell bleiben muss. Eine Situation, wo Jüdinnen und Juden im Nahen Osten ohne einen Staat und ohne Verbündete in der unmittelbaren geographischen Nähe vertrieben und verfolgt werden, muss weiterhin abgewendet werden. Damit es zu einem größeren gegenseitigen Verständnis in der Region kommen kann, muss die Zivilbevölkerung geschützt werden und der Terror ein Ende finden.
(Bedauerlicher Weise macht dieser Konflikt auch in Deutschland keinen Halt, auch nicht auf Berlins Fußballplätzen. Nun kann es weitergehen mit meiner Recherche zu Makkabi.)


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